39,4 Millionen Erwachsene (63%) und 1,6 Millionen Kinder (15%) in Deutschland leiden unter Fehlsichtigkeit. Jeder vierte Deutsche ist von Kurzsichtigkeit, der häufigsten Form der Fehlsichtigkeit, betroffen. Die üblichen Behandlungsmethoden sind nach wie vor Brille oder Kontaktlinse.
Doch nicht jeder möchte eine Brille tragen oder verträgt Kontaktlinsen. Vielen ist es lästig, ständig auf die Sehhilfe angewiesen zu sein. Sie ist unpraktisch beim Schwimmen, Sport oder bei Wind. Noch dazu entstehen immer wieder Kosten für neue Linsen, Pflegemittel oder Brillen.
Eine dauerhafte Lösung kann die Laserbehandlung sein. Allen Formen der Fehlsichtigkeit ist es gemein, dass die einfallenden Lichtstrahlen nicht wie beim normalsichtigen Auge in einem Punkt, dem Brennpunkt, auf der Netzhaut abgebildet werden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Bei der Kurzsichtigkeit (Myopie) ist die Brechkraft der Linse im Vergleich zur Länge des Augapfels zu stark, sodass Gegenstände nicht auf, sondern vor der Netzhaut abgebildet werden. Im Gegensatz dazu ist die Brechkraft bei der Weitsichtigkeit (Hyperopie) zu schwach. Die Lichtstrahlen vereinigen sich erst hinter der Netzhaut zum Brennpunkt. Bei der Hornhautverkrümmung ist die Hornhaut des Auges nicht wie normal kugelförmig, sondern gleicht eher einem Ei. Durch die ungleiche Krümmung der Netzhaut werden die Lichtstrahlen an verschiedenen Stellen des Auges unterschiedlich stark gebrochen.
Die resultierenden Bilder sind verzerrt. Diese Formen der Fehlsichtigkeit haben nicht nur gemein, dass sie ein unscharfes Sehen verursachen, sondern auch, dass die Laserbehandlung der Netzhaut eine mögliche Option sein kann. Die refraktive Chirurgie, wie Augenoperationen zur Korrektur der Brechkraft genannt werden, ist eine relativ junge Disziplin, die sich ständig weiterentwickelt. 1986 wurde für einen solchen Eingriff zum ersten Mal ein Laser benutzt. 2004 hatten sich bereits 0,2 % der Deutschen auf diese Weise behandeln lassen. Jedes Jahr finden 25.000 bis 124.000 neue Operationen statt. Alle Operationsmethoden haben das Ziel, durch gezielte Veränderung der Hornhaut die Brechkraft des Auges so zu verändern, dass Gegenstände wieder in einem Brennpunkt auf der Netzhaut abgebildet werden.\nDie älteste Methode ist die photorefraktive Keratektomie (PRK). Hierbei wird zunächst chirurgisch das Epithel entfernt und dann oberflächlich das Auge gelasert. Zum Schutz des Operationsgebiets werden nach der OP für einige Zeit Kontaktlinsen getragen. Vorteil dieses Verfahrens ist, dass Narbenbildungen äußerst selten sind und auch die Behandlung sehr dünner Hornhäute möglich ist. Allerdings treten nach der Operation starke Schmerzen auf, da es einige Tage braucht, bis das Epithel, nachgebildet ist.
Ein verbessertes Verfahren stellen LASEK (Laser Epithelial Keratomileusis) und EPILASIK (Epitheliale in situ Keratomileusis) dar. Im Gegensatz zur PRK wird das Epithel nicht entfernt, sondern lediglich gelöst und während der Laserbehandlung zur Seite geschoben. Das Epithel wächst innerhalb einiger Tage wieder an. Während dieser Zeit werden Schutzlinsen getragen. Diese relativ sanfte Operation ermöglicht die Behandlung von Weitsichtigkeit bis +3 D, Kurzsichtigkeit bis -6 D und Hornhautverkrümmungen bis 3 D.
Die wohl bekannteste Vorgehensweise ist die LASIK (Laser In Situ Keratomileusis) und Femto-LASIK, eine Weiterentwicklung. Dabei wird durch einen Hornhauthobel oder einen Femtosekundenhobel (Femto-LASIK) eine dünne Lamelle von der Hornhaut gelöst und zur Seite geklappt. An der darunter liegenden Hornhaut wird dann die Laserbehandlung vorgenommen und anschließend die Hornhautlamelle zurückgeklappt. Da hierbei das schmerzempfindliche Epithel nicht abgetragen wird, ist der Patient nach der OP völlig schmerzfrei. Eine Korrektur ist zwischen -10 und +4 D möglich. Für LASIK ist jedoch eine ausreichende Hornhautdicke von über 500 µm nötig. Da die Hornhautlamelle nur durch Adhäsionskrafte an ihrem Platz gehalten wird, besteht das Risiko einer Dislokation bei Sport- oder Autounfällen.Die Kosten für eine Laserbehandlung belaufen sich auf 1000-2000 Euro pro Auge inklusive Vor- und Nachsorge. Da der Eingriff zu den Schönheitsoperationen gerechnet wird, werden die Kosten von gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen. Möglich ist ein Eingriff nur bei Patienten über 18 Jahren, deren Fehlsichtigkeit seit mindestens einem Jahr stabil ist und die keine Erkrankungen wie grauen oder grünen Star haben. Die individuellen Möglichkeiten können allerdings nur durch gründliche Voruntersuchungen ermittelt werden.