ÖGARI betont: Sepsis ist immer ein medizinischer Notfall – im Fokus von Klimawandel, Antibiotikaresistenz und Künstlicher Intelligenz

Wien (OTS) – Im Rahmen des Welt-Sepsis-Tages, der jährlich am
13.September
begangen wird, rückt die Österreichische Gesellschaft für
Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) drei
zentrale Herausforderungen in den Vordergrund: die gesundheitlichen
Folgen des Klimawandels, die zunehmende Problematik der
Antibiotikaresistenzen, sowie die Chancen und Grenzen der Künstlichen
Intelligenz in der Sepsis-Diagnose. Damit soll deutlich werden, dass
Sepsis nicht nur eine akute Bedrohung für einzelne Patientinnen und
Patienten darstellt, sondern auch eine komplexe
gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die kontinuierliche
Aufmerksamkeit und gemeinsame Lösungen erfordert.

Der Klimawandel wirkt dabei gleich in mehrfacher Hinsicht:
Steigende Temperaturen begünstigen das Wachstum vieler Bakterien,
während gleichzeitig das menschliche Immunsystem durch Hitze
geschwächt wird. Höhere Durchschnittstemperaturen können also zu mehr
Infektionen führen und das Risiko für schwere Verläufe, eben eine
Sepsis, erhöhen.

Noch gravierender wird die Situation durch die zunehmende
Ausbreitung resistenter Keime. Hitze beschleunigt den Austausch von
Resistenzgenen zwischen Bakterien und fördert ihre Vermehrung. Dabei
erschweren resistente Keime schon jetzt die Behandlung einer Sepsis,
da sie die Wirksamkeit gängiger Antibiotika drastisch einschränken.

Als dritte zentrale Herausforderung rückt die ÖGARI den Einsatz
Künstlicher Intelligenz in den Fokus. KI-gestützte Systeme können
helfen, Frühwarnsignale, die einzeln oft übersehen werden zu
verknüpfen und so die Zeit bis zur Diagnose und Therapie deutlich zu
verkürzen. Doch zugleich betont die Fachgesellschaft, dass diese
Technologien verantwortungsvoll eingesetzt werden müssen: »Künstliche
Intelligenz ist ein mächtiges Werkzeug, ersetzt aber nicht die
ärztliche Erfahrung. Sie muss in eine sichere, leitliniengerechte
Versorgung eingebettet sein.«, erklärt Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in
Dr.in Eva Schaden , Vorstandsmitglied der ÖGARI.

Zwtl.: Sepsis in Österreich – unterschätzt und gefährlich

In Österreich erkranken jährlich rund 28.000 Menschen an Sepsis,
etwa 6.700 von ihnen verlieren ihr Leben an den Folgen dieser
Erkrankung. Damit zählt Sepsis zu den häufigsten, und dennoch weniger
bekannten lebensbedrohlichen Erkrankungen. Die Erkrankung entsteht,
wenn eine überschießende Immunreaktion auf die Organe übergreift und
in kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen Organdysfunktion führt.
Entscheidend ist daher die frühzeitige Erkennung.

Sepsis ist, anders als oft vermutet, keine seltene Erkrankung,
sondern ein weltweit verbreitetes Gesundheitsproblem. Sie kann durch
Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten ausgelöst werden und tritt
nicht selten als gesundheitsassoziierte Infektion im Krankenhaus auf.
Besonders gefährdet sind u.a. Kinder unter einem Jahr, ältere
Erwachsene, Menschen mit chronischen Erkrankungen an Lunge, Leber
oder Herz sowie Patientinnen und Patienten mit geschwächtem
Immunsystem – etwa durch AIDS aber auch Diabetes. Grundsätzlich kann
jedoch jeder Mensch, unabhängig von Alter, Fitness oder
Lebensumständen, an Sepsis erkranken.

Neben der Akutversorgung weist Priv.-Doz. Dr. Michael Zink,
Präsident der ÖGARI und selbst Notfallmediziner, auch auf die
Notwendigkeit einer lückenlosen Versorgungskette hin: »Von Prävention
über Früherkennung und leitliniengerechte Behandlung bis hin zur
Nachsorge inklusive Rehabilitation – die sogenannte Post-Sepsis-Care
– muss die Betreuung ganzheitlich gedacht und umgesetzt werden. Nur
durch die konsequente Anwendung evidenzbasierter Diagnose- und
Behandlungsalgorithmen lässt sich die Sterblichkeit bei Sepsis
nachhaltig senken«.

Zwtl.: Sepsis Herausforderung: Patient:innensicherheit

Ein besonderer Fortschritt in Österreich war 2024 die
Fertigstellung des nationalen Konsensuspapiers Sepsis durch das
Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und
Konsumentenschutz unter Mitwirkung von Assoc. Prof.in Priv.-Doz.in
Dr.in Eva Schaden . Nach fast dreijähriger Entwicklungszeit liegt
damit ein strategisches Dokument vor, das eine systematische
Grundlage zur Verbesserung der Sepsisbehandlung in Österreich bietet.

Das Konsensuspapier beschreibt neun konkrete Aktionsfelder, und
stellt damit auch ein Praxisbeispiel für die Steigerung der
Patient:innensicherheit dar. Dazu gehören verbesserte Diagnose und
Früherkennung durch den Ausbau einer 24/7-mikrobiologischen
Diagnostik, standardisierte Checklisten für das medizinische Personal
sowie der Einsatz künstlicher Intelligenz. Weiters sieht das Papier
umfassende Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung vor – etwa eine klare
Definition der Erkrankung (u.a. Verlassen der überholten Bezeichnung
„Blutvergiftung“) und systematische Erfassung der nationalen
Datenlage sowie einheitliche Behandlungspfade inklusive Post-Sepsis-
Care. Präventiv setzt das Papier auf strikte Hygienestandards,
konsequente Händehygiene, gezielte Impfprogramme – insbesondere gegen
Pneumokokken – und auf die kontinuierliche Schulung von
Gesundheitsfachkräften in Spitälern und Praxen. Ein wesentliches Ziel
in der Patient:innensicherheit ist die Einbindung der potentiell
Betroffenen – entsprechend ist auch die Bewusstseinsbildung für diese
potentiell tödliche Erkrankung in der Bevölkerung erklärtes Ziel des
Konsensuspapiers.

Als Gründungsmitglied der European Sepsis Alliance bekräftigt die
ÖGARI also ihre internationale Verantwortung, das Bewusstsein für
Sepsis zu stärken und die Behandlung weiter zu verbessern.

Link zum Symposium:
https://www.sozialministerium.gv.at/Services/Aktuelles/Archiv-
2025/symposium-world-sepsis-day-2025.html