Wien (OTS) – Der amerikanische Ökonom und Nobelpreisträger Joseph E.
Stiglitz war
im Rahmen der Wiener Vorlesungen zu Gast im Rathaus. In der
Volkshalle des Wiener Rathauses sprach er über den Zusammenhang von
wirtschaftlicher Freiheit, Demokratie und sozialer Gerechtigkeit. Die
Wienbibliothek im Rathaus setzte mit der Vorlesung „The Road to
Freedom – Economics and the Good Society“ ein deutliches Zeichen für
die Auseinandersetzung mit den sozialen und ökonomischen
Herausforderungen unserer Zeit. Begrüßt wurde das Publikum von Wiens
Kultur- und Wissenschaftsstadträtin Veronica Kaup-Hasler , die die
gesellschaftliche Relevanz des ökonomischen Diskurses betonte:
„Wirtschaft darf kein Selbstzweck sein. Sie muss dem Gemeinwohl
dienen. Es ist ein starkes Signal, dass ein globaler Denker wie
Joseph E. Stiglitz hier in Wien spricht – in einer Stadt, die auf
sozialen Ausgleich, Teilhabe und demokratischen Zusammenhalt setzt“,
so Kaup-Hasler.
Kritik an Marktgläubigkeit und sozialer Ungleichheit
In seinem Vortrag kritisierte der Nobelpreisträger für
Wirtschaftswissenschaften die zunehmende soziale Ungleichheit, die
aus seiner Sicht eine direkte Bedrohung für demokratische Systeme
darstellt. Er sprach sich für eine Politik aus, die Märkte reguliert,
demokratische Institutionen schützt und die ökonomische Teilhabe
breiter Bevölkerungsschichten sichert. Der freie Markt allein
garantiere keine individuelle Freiheit – diese entstehe erst durch
faire Rahmenbedingungen, Bildung und soziale Sicherheit.
Besonders betonte Stiglitz die Bedeutung öffentlicher
Investitionen in Bildung, Forschung und soziale Infrastruktur als
Grundlage für ein funktionierendes Gemeinwesen. Er warnte vor den
Folgen neoliberaler Sparpolitik, die soziale Spaltungen vertiefe und
das Vertrauen in demokratische Institutionen untergrabe. Eine
gerechtere Verteilung von Wohlstand sei nicht nur eine moralische,
sondern auch eine ökonomische Notwendigkeit – nicht zuletzt im
Hinblick auf globale Krisen wie Klimawandel und Digitalisierung.
Wiener Vorlesungen als wichtiger Ort öffentlicher Debatte
Anita Eichinger , Direktorin der Wienbibliothek im Rathaus,
unterstrich die Bedeutung der Veranstaltung: „Mit Josef E. Stiglitz
begrüßen wir einen der bedeutendsten Ökonomen und kritischen Denker
unserer Zeit in Wien. Seine Analysen laden dazu ein, ökonomische und
soziale Gerechtigkeit neu zu denken, damit Demokratie gestärkt wird.
Es ist eine große Ehre und Freude, seine Gedanken im Rahmen einer
Wiener Vorlesung einem breiten Publikum zugänglich zu machen.“
Die Wiener Vorlesungen, 1987 ins Leben gerufen, sind eine von der
Wienbibliothek veranstaltete Reihe, die sich als Ort des offenen
Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik, Kunst und Gesellschaft
versteht. Ziel ist es, aktuelle Themen öffentlich zu verhandeln und
wissenschaftliche Perspektiven einer breiten Öffentlichkeit
zugänglich zu machen. Mit Gästen wie Ruth Klüger, Anton Zeilinger,
Eva Menasse, Richard Cockett, Susan Neiman oder zuletzt Joseph E.
Stiglitz ist die Reihe seit Jahrzehnten ein Fixpunkt der Wiener
Stadtkultur.
Weitere Informationen zu den Wiener Vorlesungen unter:
vorlesungen.wien.gv.at/
Der Vortrag steht weiterhin online zur Verfügung.


