Wien (OTS) – Die öffentliche Mitteilung von Niki Glattauer zu seinem
geplanten
assistierten Suizid hat große Aufmerksamkeit erregt. Die
Österreichische Palliativgesellschaft (OPG) nimmt die Offenheit von
Niki Glattauer zur Kenntnis und hebt gleichzeitig die wichtige Rolle
von Palliative Care hervor.
Die OPG spricht seiner Familie, seinen Freund:innen und
Kolleg:innen ihr aufrichtiges Beileid aus.
In Österreich bedeutet assistierter Suizid, dass Betroffene den
letzten Schritt selbst vollziehen müssen, beispielsweise indem sie
das vorgesehene tödliche Präparat eigenständig trinken. Vielen ist
dieser Aspekt nicht bewusst.
„Wir respektieren persönliche Entscheidungen. Gleichzeitig
möchten wir darauf hinweisen, dass Palliative Care Menschen in ihrer
letzten Lebensphase begleitet und ihre Entscheidungen unterstützt und
respektiert“, erklärt OPG-Präsidentin Gudrun Kreye. „Palliative Care
lindert beispielsweise Schmerzen, Atemnot, Angst und Einsamkeit. Sie
schützt Autonomie und Individualität, und das möglichst frühzeitig
nach der Diagnose einer unheilbaren Erkrankung.“
Die OPG unterstreicht: Palliative Care lässt niemanden allein.
Sie begleitet schwerkranke Menschen, auch wenn diese sich für einen
assistierten Suizid entschieden haben, ebenso wie deren Angehörige –
in der Erkrankung, am Lebensende und in der Trauer. Palliative Care
nimmt einen geäußerten Sterbewunsch ernst und respektiert die
Entscheidungen der Menschen. Gleichzeitig versucht sie aber gemeinsam
mit den Patientinnen und Patienten sowie ihren Angehörigen, durch
angemessene Symptomlinderung und psychosoziale Begleitung Leid zu
lindern.
Das Sterben endet nicht mit dem Tod. Auch die An- und Zugehörigen
sind in dieser schweren Zeit betroffen und benötigen Unterstützung.
In Palliativbegleitungen hören wir oft von Sterbewünschen.
Menschen, die einen solchen Wunsch äußern, setzen sich mit dem
nahenden Tod auseinander. Es hilft, mit solchen Gedanken Gehör zu
finden. Auch das kann Palliative Care bieten. Die meisten Menschen
ziehen es jedoch vor, an ihrer Krankheit zu sterben.
Der OPG geht es nicht um ein Gegeneinander, sondern um ein
Miteinander, um Respekt und echte Wahlfreiheit.
Richtungsweisend ist die Definition der
Weltgesundheitsorganisation: Palliative Care beschleunigt oder
verzögert den Tod nicht.
Die OPG appelliert eindringlich an Politik und Gesellschaft, den
Ausbau der Palliativ- und Hospizversorgung in Österreich in allen
Bereichen – insbesondere auch in der Grundversorgung – entschieden
voranzutreiben. Dies ist die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben
und eine wirksame Form der Suizidprävention.