Ordensschulen sind gefragt – doch der Druck auf die Träger wächst

Wien (OTS) – Schließungen von Ordensschulen sorgen immer wieder für
Aufsehen,
Betroffenheit und Proteste. Jede Schließung einer Ordensschule ist
schmerzhaft, aber immer das Ergebnis sorgfältiger Abwägung – meist in
wirtschaftlichen Herausforderungen begründet. Die Österreichische
Ordenskonferenz ist überzeugt: Jede Schließung ist ein Verlust –
nicht nur für die Orden, sondern für das gesamte österreichische
Bildungssystem.

Während die Zahl der Kirchenaustritte steigt, nimmt die Nachfrage
nach Plätzen in Ordensschulen kontinuierlich zu. Das zeigt deutlich,
welch hohe Wertschätzung diese Schulen in der Gesellschaft genießen.
Eltern schätzen das besondere Profil dieser Bildungseinrichtungen –
eine Pädagogik, die den ganzen Menschen im Blick hat, und nicht nur
Wissen, sondern auch Werte vermittelt.

Ordensschulen leisten mehr, als das öffentliche Schulsystem
abdecken kann. Die Lehrkräfte an Ordensschulen werden vom Staat
bezahlt. Alles, was darüber hinaus an den Schulen geboten wird, muss
vom Träger selbst finanziert werden. Neben den Personalkosten für
Mitarbeiter:innen wie etwa Erzieher:innen, Schulärzt:innen und im
Facility-Bereich stellen notwendige bauliche Modernisierungen, brand-
und arbeitsschutztechnische Auflagen sowie erforderliche
Digitalisierungsmaßnahmen, für die der Träger selbst aufkommen muss,
erhebliche Ausgaben dar. Die Schulen werden oft und dort, wo noch
möglich, von den Orden zusätzlich mitfinanziert, um besondere
pädagogische Konzepte, Sozialprojekte, Schulpastoral, psychosoziale
Betreuungsangebote und vielfältige Zusatzangebote zu ermöglichen.
Diese besondere menschliche Zuwendung und „Herzensbildung“ – geprägt
von christlichen Werten, Solidarität und Nächstenliebe – ist ein
wesentliches Markenzeichen. So haben viele Ordensschulen immer wieder
rasch und unbürokratisch Kinder aus Kriegsgebieten aufgenommen oder
soziale Härtefälle durch Stipendien abgefedert.

Doch das Engagement hat seinen Preis. „Die finanziellen
Rahmenbedingungen werden immer schwieriger“, erklärt Marie-Theres
Igrec, Bereichsleiterin für Bildung und Ordensschulen der
Österreichischen Ordenskonferenz. „Steigende Energiepreise, Inflation
und hohe Renovierungs- und Umbaukosten bringen manche Träger an ihre
Grenzen. Das Schulgeld deckt die tatsächlichen Kosten längst nicht
mehr ab. Um der Kostenrealität zu entsprechen, müssten die Schulen
weit höheres Schulgeld verlangen. Das tun sie nicht, da sie gemäß
ihrem Gründungsethos im sozialverträglichen Rahmen bleiben und nicht
exklusiv werden wollen.“

Zwtl.: Schließungen in seltenen Fällen unvermeidbar

Jede Schließung einer Ordensschule sei schmerzhaft, aber
angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Herausforderungen in
seltenen Fällen unvermeidbar. „Aus Sicht der Ordensgemeinschaften
sind solche Entscheidungen nie leichtfertig, sondern das Ergebnis
sorgfältiger Abwägungen. Meist wird bis zum Schluss um Lösungen
gerungen. Jede Schließung ist ein Verlust – nicht nur für den Orden,
sondern für das gesamte österreichische Bildungssystem“, erklärt
Igrec.

Im konkreten Fall der De La Salle-Schule in Wien-Währing, die
kürzlich ihre Schließung bekannt gegeben hat, arbeiten die betroffene
Ordensschule, die Österreichische Ordenskonferenz, die Erzdiözese
Wien, die Bildungsdirektion und andere Ordens- und diözesane Schulen
eng zusammen, um für alle betroffenen Schüler:innen gute
Anschlusslösungen zu finden. Bereits mehrere katholische Schulen
haben angeboten, Kinder und Jugendliche aufzunehmen.

Zwtl.: Orte der Herzensbildung

„Ordensschulen sind Orte, an denen Kinder und Jugendliche nicht
nur lernen, sondern wachsen dürfen – in Beziehung, Verantwortung und
im Vertrauen auf sich selbst und andere“, betont die
Bildungsexpertin, und ergänzt: „Wir wollen jungen Menschen Rüstzeug
mitgeben, um künftig Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen:
Reflexionsfähigkeit, Zivilcourage, Mut und Dialogfähigkeit. Schule,
Hort und Kindergarten sollen Orte sein, wo Kinder und Jugendliche
lernen dürfen, für andere einzustehen und mit Menschen in den Dialog
zu treten, die anders denken als sie selbst.“

„Wir sind überzeugt, dass die Ordensschulen weiterhin eine
unverzichtbare Rolle in der österreichischen Bildungslandschaft
spielen – als Orte, wo Glaube, Bildung und Menschlichkeit miteinander
wachsen dürfen“, sagt Marie-Theres Igrec abschließend.

Zwtl.: Ordensschulen in Österreich

In Österreich gibt es derzeit 189 Ordensschulen, davon 39 in der
Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ). Im Schuljahr
2024/2025 besuchten rund 50.000 Schüler:innen an 111 Schulstandorten
insgesamt 249 verschiedene Ausbildungsformen.