Tag der Architekturforschung: Baukultur ist mehr als Technik

Wien (OTS) – Klimawandel, hohe Wohnkosten, sozialer Zusammenhalt: Für
die
Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht, braucht es
kreative Lösungsansätze aus der Architektur. Der 16. Oktober stand
daher mit zwei Veranstaltungen im Architekturzentrum Wien (Az W) ganz
im Zeichen der Architekturforschung. Architekt:innen kommt bei vielen
wichtigen Fragestellungen eine Voreiterrolle zu.

Zwtl.: Architekturforschung gestaltet gesellschaftlichen Wandel

Die Themen und Methoden der aktuellen Architekturforschung sind
dabei so vielfältig wie die Herausforderungen. Immer steht der Nutzen
für die Praxis und der gesellschaftliche Beitrag im Fokus. Die
Forschungsbereiche reichen weit über technische Themen wie 3D-Druck
oder die Materialforschung hinaus. So wird beispielsweise zur
Kreislaufwirtschaft im Bauwesen, zur urbanen Transformation oder zum
leistbaren Wohnraum geforscht. “Architektur ist damit immer auch ein
Beitrag zu Demokratie und Gemeinschaft”, betont die Bundesministerin
für Frauen, Wissenschaft und Forschung, Eva-Maria Holzleitner, in
ihrer Videobotschaft. Das Ziel, zur gesellschaftlichen Transformation
beizutragen, zwingt auch immer wieder zur Auseinandersetzung mit der
eigenen Rolle als Architekt:in.

„Der Beruf Architekt:in befindet sich im Wandel: Trotz
zunehmender Spezialisierungen müssen Architekt:innen den
gesellschaftlichen Kontext – das große Ganze – im Blick haben. Die
Herausforderungen entwickeln sich ständig weiter, und wir müssen dies
auch tun. Die Forschung spielt hierbei eine zentrale Rolle, indem sie
neue Möglichkeiten ausprobiert und Wege aufzeigt. Der Think Tank
Architekturausbildung wurde vor vier Jahren ins Leben gerufen, um
gemeinsam mit Forschung, Lehre und Praxis diese Entwicklungen zu
gestalten.“ – Architektin Katharina Fröch, Vorsitzende der
Bundessektion Architekt:innen

Zwtl.: Mehr Kooperation für Drittmittelakquise

Ein regelmäßiger Austausch ist auch für die immer wieder
wechselnden Verantwortlichen an den Universitäten wichtig. Das Format
des Think Tank ermöglicht nicht nur Einblicke in die aktuellen
Problemfelder von Forschung, Lehre und Praxis, sondern incentiviert
auch die Zusammenarbeit untereinander. Dies ist insbesondere bei der
Akquise von Forschungsgeldern und Drittmitteln geboten. In Zukunft
will man die Zusammenarbeit in diesem Bereich intensivieren, um so
die Architekturforschung zu stärken.

Zwtl.: Verleihung der Forschungs- und Wissenschaftspreise

Im Anschluss an diese Diskussionen folgte am Abend die feierliche
Verleihung der Forschungs- und Wissenschaftspreise für besonders
innovative Abschlussarbeiten im Bereich Architektur an Master- und
PhD-Studierende. Das Themenspektrum reicht dabei von Arbeiten zur
Transformation der Stadt und zur Nachverdichtung, über die
Erforschung innovativer Wiederverwendungsmöglichkeiten von Plastik,
bis hin zu kulturell relevanten Fragestellungen – zum Beispiel zur
Zukunft des Einfamilienhauses. Eine komplette Sammlung der prämierten
Arbeiten ist auf der Website der Bundeskammer zu finden. Die hohe
Qualität und Innovationskraft der prämierten Arbeiten zeigt abermals
das Potenzial der Architekturforschung auf, komplexe Fragestellungen
über die Grenzen der Architektur hinaus zu beantworten.

Zwtl.: Verdienste für die Baukultur: Ehrennadel für Ex-BIG-Chef
Wolfgang Gleissner

Ein besonderes Highlight war die Verleihung der Ehrennadel der
Bundeskammer der Ziviltechniker:innen im Zuge der Preisverleihung.
Die seltene Auszeichnung wurde an Wolfgang Gleissner verliehen, der
bis 2024 Geschäftsführer der Bundesimmobiliengesellschaft war.
Architekt Daniel Fügenschuh, Präsident der Bundeskammer der
Ziviltechniker:innen, begründete die Auszeichnung mit Gleissners
wichtiger Rolle für Österreichs Baukultur:

„Die BIG nimmt als große öffentliche Auftraggeberin seit vielen
Jahren eine Vorreiterrolle ein. Schon früh hat Wolfgang Gleissner
erkannt, dass Qualitätsvergaben wie Architekturwettbewerbe nicht nur
die qualitativ besten Lösungen liefern, sondern auch kosteneffiziente
Projekte hervorbringen. Heute wird so gut wie jedes BIG-Projekt mit
einem Wettbewerb gebaut – und das sehr erfolgreich. Dies hat eine
enorme Strahlkraft auch für jene öffentlichen Auftraggeber:innen oder
Projekte mit öffentlicher Förderung, bei denen es noch Aufholbedarf
gibt. Überdies initiieren Wettbewerbe auch Forschung. Das Entwerfen –
die Kernkompetenz von Architekt:innen – setzt die tiefgreifende
Auseinandersetzung mit verschiedensten Aspekten voraus, um innovative
Lösungen zu finden.“