Tag der psychischen Gesundheit: Versorgung für Kinder und Jugendliche stärken

Wien (OTS) – Der Tag der psychischen Gesundheit stellt uns auch vor
die Frage, wie
es um die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in
Österreich bestellt ist. Leider gibt es dazu keine repräsentativen
Daten. Wie der Rechnungshof in seinem letzten Bericht zur
Versorgungslage in der Kinder- und Jugendpsychiatrie zutreffend
angemerkt hat, existiert diesbezüglich in Österreich seit vielen
Jahren eine erhebliche Lücke. Während in vielen Bereichen der
körperlichen Medizin regelmäßig Erhebungen zur Gesundheit stattfinden
und Vorsorgemaßnahmen existieren, fehlen vergleichbare repräsentative
Befragungen zur psychischen Gesundheit unserer Kinder und
Jugendlichen. Dies erschwert nicht nur das Erkennen von
Risikofaktoren für die psychische Gesundheit, sondern macht auch die
Beurteilung der Wirksamkeit getroffener Maßnahmen unmöglich. Vor
diesem Hintergrund fordert die Österreichische Gesellschaft für
Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (
ÖGKJP), dass – wie in vielen anderen Ländern auch – wiederkehrende
Erhebungen zur psychischen Gesundheitslage von Kindern und
Jugendlichen in Österreich etabliert werden. Nur so kann eine
fundierte Einschätzung der Versorgungssituation gewährleistet werden.

Genau diese unzureichende Versorgungssituation verlangt, wie der
aktuelle Rechnungshofbericht eindeutig zeigt, weiterhin erhebliche
und sofortige Nachbesserungen. Zwar sind im Bereich der ambulanten
Versorgung Fortschritte erkennbar, dennoch gibt es weiterhin Regionen
in Österreich, die kinder- und jugendpsychiatrisch nur unzureichend
abgedeckt sind. Hier braucht es einerseits zusätzliche
Kassenarztverträge, andererseits die Möglichkeit zur Einrichtung von
Primärversorgungseinheiten, in denen multidisziplinär unter kinder-
und jugendpsychiatrischer Leitung Versorgungsleistungen angeboten
werden können. Darüber hinaus zeigt der Rechnungshofbericht, dass der
Ausbau der stationären und teilstationären Versorgung weitgehend ins
Stocken geraten ist. Es fehlen weiterhin hunderte stationäre und
teilstationäre Betreuungsplätze. Mit dem Burgenland gibt es nach wie
vor ein Bundesland, das keinen einzigen stationären Behandlungsplatz
anbietet. Dazu Univ. Prof. Dr. Plener, Präsident der ÖGKJP: „ Wir als
Kinder- und Jugendpsychiater:innen wünschen uns, dass basierend auf
den lange vorhandenen Kennzahlen und Strategien, reale Änderungen hin
zu einem tatsächlichen Ausbau implementiert werden .“

„ Auch das Hometreatment, also die Behandlung der Kinder und
Jugendlichen zuhause in den Familien oder in Einrichtungen der Kinder
– und Jugendhilfe, gehört flächendeckend ausgebaut und in die
Regelversorgung übernommen “, so Univ. Prof. Dr. Kathrin Sevecke,
Präpräsidentin der ÖGKJP.

Auch im Bereich der Kinder- und Jugendforensik ist die
Versorgungslage als äußerst unzureichend zu bezeichnen. Wünschenswert
wäre, dass etwa im Zuge des Neubaus der forensischen Psychiatrie
z.B.: Am Standort Salzburg auch kinder- und jugendpsychiatrische
forensische Plätze mitgedacht werden, denn solche Strukturen fehlen
in ganz Österreich.

Angesichts dieser zahlreichen Herausforderungen ist es von
zentraler Bedeutung, den Ausbau der fachärztlichen
kinderpsychiatrischen Ausbildung auf Ebene der Bundesländer
voranzutreiben. Es müssen zusätzliche Ausbildungsstellen geschaffen
werden, um möglichst viele Fachärztinnen und Fachärzte in diesem
wichtigen Mangelfach auszubilden. Auf diese Weise lässt sich
langfristig eine bedarfsgerechte psychische Versorgung von Kindern
und Jugendlichen in Österreich sicherstellen, um ihre psychische
Gesundheit im Kontext gegenwärtiger und zukünftiger Herausforderungen
zu erhalten und zu fördern.